9. Januar 2014 rebeccanoeh

Quantified self – warum ist es so unfassbar spannend sich selbst zu tracken?

Quantified Self (übersetzt „das gemessene Selbst“) wird dieses Jahr endgültig auch in Deutschland durchstarten und komplett in der breiten Masse ankommen. Aktuelle Produktvorstellungen zu dem Thema überschlagen sich und in der Bahn morgens sieht man inzwischen an wirklich vielen Handgelenken die Activity Tracker von Nike, Fitbit und Jawbone.

Einmal kurz zum allgemeinen Verständnis:  Was ist Quantified Self überhaupt? Eigentlich versteht man darunter nichts anderes als sich selbst mit Hilfe von Gadgets und Applikationen gesundheitlich, beim Sport, im Schlaf und im Alltag zu tracken und messen.
Dabei kann man sich Ziele setzen, sportliche Fitness verbessern, Ernährung umstellen, Gewicht verlieren oder Kraft aufbauen. Und natürlich, mit Freunden auf der Plattform vergleichen. Für mich gefühlt sind diese Gadgets jedoch mehr etwas für mich selbst und die kleinen Vorsätze und großen Erfolge, die man sich gesundheitlich setzt.
Die Faszination dabei ist einfach, dass man jede Form von Bewegung „nicht nur einfach macht“ sondern ein fleißiges Helferlein schreibt die ganze Zeit mit und lobt einen überschwänglich wenn man seine Ziele erreicht oder sich selbst sogar übertrifft. Und all die alltäglichen Bewegungen und Erlebnisse sind plötzlich in bunt und schönen Grafiken dargestellt. Und ja, wenn der Tracker am Arm ist, gehe ich tatsächlich die Treppe und ignoriere den Fahrstuhl.

Was mit einem Fitnesstracker anfängt kann schnell zu einer riesigen Gadget-Schlacht und Begeisterung der eigenen Überwachung ausarten. Die neuen Gadgets habe ich euch in diesem Artikel zusammengefasst.

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Wie war das bei mir?
Angefangen hat es alles im Sommer 2012 mit dem Fuelband von Nike. Es wurde mir von einem Kollegen aus NYC mitgebracht aber damals habe ich noch gar nicht gerafft, wie sehr mich dieses Thema begeistern wird. Ich bin mit dem Fuelband einfach mal losgelaufen und schnell war der Blick auf meine Fuelanzeige mein ständiger Begleiter. Ich war begeistert wie schnell ich mein Ziel erreiche, wenn ich große Spaziergänge mit dem Hund mache oder fleißig zum Sport wackel und umso mehr frustriert wenn ich mir im Büro den Hintern breit gesessen und nicht mal die Hälfte der Fuelpunkte absahnen konnte.
Wenn man es schwarz auf weiß hat, ist es wirklich überraschend wie wenig man sich im alltäglichen Büroleben so bewegt. Da ging es dann auch schon los damit, dass ich im Job immer zu den Kollegen gelaufen bin, anstatt anzurufen. Wenigstens ein bisschen Bewegung und ja, die Mittagspause durfte nicht mehr ausfallen. Sonst zeigte mir die App am Abend ja ne totale Flatline.

Aber nach einem halben Jahr hatte das Fuelband schon den ersten Schluckauf.. ein ominöser Software-Fehler, der nur mit Einschicken behoben werden konnte. 3-4 Wochen war ich dann plötzlich ohne und ganz schön auf Entzug. Das Fuelband war ja irgendwie auch meine Uhr, mein Antrieb.. wenn man so ein Viech Tag und Nacht am Arm hat, fühlt sich das ohne nackig an.

Nachdem das Ersatzband geliefert wurde, hielt dieses leider nur 2-3 Monate und der Fehler war wieder da. Nach langem Hin- und Her und auch Kommunikationsproblemen mit Nike’s Support sollte ich dann mein kaputtes Fuelband einschicken und einen Code für den Shop bekommen. Inzwischen sollte endlich das Fuelband in Deutschland gelauncht werden. Und von jetzt auf gleich hat es mich total gelangweilt und genervt (das Fuelband habe ich bei ebay vertickt) und ich habe meine Fühler das erste Mal in die Quantified Self-Recherche ausgestreckt.
Oha. Was es da nicht alles gab. Ich war echt begeistert und musste mich vehement auf meine Kreditkarte setzen, damit ich nicht alles gleichzeitig shoppe. Das Fieber hatte mich jetzt total erwischt.

Aktuell kann man zwischen drei Marktführern bei den Fitness-Track-Armbändern in Deutschland wählen:
Das Nike-Fuelband
Das Fitbit Flex (und bald das Fitbit Force)
Das Jawbone UP

Eine noch größere Auswahl an vorgestellten Trackern inklusive dem Shine von Misfit und dem Pulse von Withings findet ihr hier

Das Nike-Fuelband gibt es nun in der neuen Generation in mehreren Farbvarianten, wobei dies nur in von innen zu sehen ist. (Fragt mich bitte nicht nach dem Sinn)

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Das Fuelband bekommt man hier.

Das Fitbit Flex ist aktuell das Armband meiner Wahl. Hier hat man auch eine Farbwahl, aber der Vorteil ist, dass der Tracker ein kleiner Schnuppi im Gummi-Armband ist und man diesen also von Armband zu Armband wechseln und so verschiedene Farben ausprobieren kann.

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Das Fitbit Flex bekommt ihr hier

Und der dritte im Bunde ist das Jawbone UP. Natürlich auch in bunt aber hier ist das Armband der Tracker. Also keine Variabilität.

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Das Jawbone UP bekommt ihr hier

Hier zwei Tabellen zu den Stars der Tracker. Das Basis ist in den Staaten immer mal wieder ein Thema, hat aber im Allgemeinen sehr schlechte Reviews bekommen.
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Und ich schreibe euch jetzt keine Vergleiche runter, denn es gibt Hunderte davon.
Hier ein paar Beispiele von den echten Nerds, die einfach mal alle gleichzeitig getragen haben.

All Things D
Ars Technica
Pocket-Lint

Aktuell ist mein täglicher Begleiter das Fitbit Flex. Ich mag das Armband, da es mich weniger stört als das Fuelband, welches sehr starr ist. Zudem schnappt das Fuelband immer mechanisch zu und da ist gerne mal ein bisschen Haut dazwischen… aaaargh, da ist schön am Morgen. Das Flex ist wasserfest und kommt bei mir somit echt nur noch zum Laden runter. Der Akku hält so 5-6 Tage und der Wechsel zwischen Aktivitäts- und Schlafmodus, die App-Oberfläche und das gesamte Handling sind echt gut.

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Zudem habe ich zum Jahreswechsel ein Experiment gestartet: meine beiden Schwestern haben zu Weihnachten von mir ihr eigenes Fitbit Flex bekommen. Bei beiden ist das Thema Sport und Gewicht immer ein empfindliches (das habe ich jetzt so unverfänglich wie möglich formuliert) und sie wollen so gerne so viel Sport machen wie ich doch liegt bei ihnen immer noch zu oft der riesige Schweinehund direkt vor der Haustür. Aber meine beiden Schwestern sind genauso Zocker und Nerds wie ich und ich finde es sehr spannend wie sie das Thema direkt für sich adaptieren ohne so tief in der digitalen Welt zu stecken wie ich. Meine eine Schwester lässt sich vom Flex ständige Trinkalarme schicken, was bei mir nicht so ein Thema ist, aber für sie ist das ein riesiger Vorteil und sie ist total glücklich durch die Extra-Hilfe. Ich finde das großartig, dass beide (trotz des Altersunterschieds von +10-15 Jahren) das Ding direkt lieben. 

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Das Jawbone UP hatte ich selbst noch nicht in der Nutzung und kann nur aus zweiter Hand Erfahrungen weitergeben. Noch liebe ich das Flex zu sehr, als dass ich jetzt einfach so nochmal wechsel. Und beide tragen, neeeeh, da hat meine Nerdigkeit auch mal eine Grenze.
Ein Kollege nutzt es so lange wie ich das Flex und ist total happy.

Größte Unterschiede sind hier:
– sicher das Design – manche finden das UP deutlich fancier als das Gummi-Flex

– Synchronisierung: beim Fitbit Flex steckt man einen „Dongle“ in den USB Slot des Rechners, koppelt den einmal mit dem Gerät und das war’s. Die beiden unterhalten sich regelmäßig über Bluetooth und man muss nichts mehr machen. Zudem quakt das Fitbit direkt, wenn der Akku leer ist und man merkt das nicht, wenn es zu spät ist und man das Ladekabel Zuhause hat, wie beim Fuelband gerne mal.
Das Jawbone UP synchronisiert sich über den guten alten Audiostecker und offensichtlich gibt es immer mal wieder Probleme mit dem Knopf am Ende des Jawbones. Das neue Jawbone UP24 synchronisiert auch über Bluetooth, ist aber aktuell nur in den Staaten erhältlich.

– Der große große Vorteil des UPs: es sychronisiert sich mit unzähligen Apps neben der eigenen. Das ist der einzige Pluspunkt auf den ich etwas neidisch schiele. Ob RunKeeper, FitnessPal, IFTTT oder Withings – die laufen dann alle auch direkt über die Jawbone-App. Und es wertet deine Statistiken noch aktiver aus und empfiehlt dir täglich schlaue Dinge: geh doch ein bisschen früher schlafen für deine Schlafqualität, zum Sport solltest du morgen wieder gehen wegen Regenerierung, etc. Schon seeehr cool! Aber hey, irgendwas ist immer, nicht?

In meinem nächsten Beitrag berichte ich über all die feinen Geschichten, mit denen man die wildesten Dinge tracken und verwalten kann. Es hagelt gerade Neuveröffentlichungen und Kickstarter und indiegogo sind voll davon.

Nutzt ihr selbst einen Activity Tracker? Oder seid ihr vielleicht sogar in der Quantified Self-Community aktiv?

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